Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.

Paul Klee

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Malerei & Grafik

Constanze Straub

Abseits von konkreten Formen und Konturen suche ich während des Malprozesses nach Spuren. Es sind die Zerfallsprozesse in der Natur und in unserer unmittelbaren Umgebung, die für mich eine tiefere, fast spirituelle Bedeutung haben und die ich als Gleichnisse unserer eigenen Verwundbarkeit erlebe. Ein eingerolltes, faltig verwelktes Blatt, ein vom Elbwasser glatt geschliffener Ast, ein von Wind, Regen und Sand verwitterter Felsen berühren mich. 

Jedes Ding und jedes Wesen erfährt auf seinen (Zeit)-Reisen Spuren. Spuren des Vergangenen und Vergänglichen. Zustände gelebter Daseinsformen nicht als Ausdruck von Endlichkeit, sondern als Ausdruck intensiven Lebens.

Bewußtes Kratzen und Ritzen, Übermalen und Auftragen, wieder Abtragen, das Verändern der Materialien wirft Fragen auf. Das Zulassen, aber auch Widerstehen zufälliger Prozesse führt mich zu Erkenntnissen.

Die entstandenen Spuren skizzieren ein Repertoir menschlicher Eigenschaften, Empfindungen und Wahrnehmungen. 

Flächen stehen in Konkurrenz zu Linien oder ergänzen sich. Leichtigkeit wird von Schwere überschattet. Helligkeit belichtet Schwärze. Öliger Glanz überstrahlt stumpfe Asche.

Am Ende stehen Poesie neben Brutalität – ein Spiegelbild menschlichen Seins.

 

Die gezeigten „Erdarbeiten“ bestehen teilweise aus dutzenden Schichten. Es sind sperrige Materialien, die mich in der Malerei faszinieren: Erden, Sande, Asche, Baugips und Bitumen. Lange bevor sie zum „Künstler-Trend“ wurde, hatte ich 1988 kurze Zeit mit Holz- und Kohleasche experimentiert. 2015 habe ich Holzasche aus Ofen und Kamin für mich wiederentdeckt. Dazu kamen Marmormehl, farbige Erden wie bretonische grüne Erde, unterschiedlich farbige Sande und gelöster Kaffee oder Kaffeemehl.